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11.10.2005

Der Hausbau

Also: ich weiß nicht mehr genau wie, aber irgendwann bin auch ich unter den Häusslebauern geraten. Ok, das allein war schlimm genug. Dann dachte ich mir, wenn schon ein Haus, dann muss es ein schlüsselfertiges sein. Unter "schlüsselfertig" verstehe ich, dass man mir selbst den Schlüssel an den Schlüsselbund andreht. Tja, es kam dann doch anders ... Mein unschätzbares Glück ist, dass Andreas Bühne direkt neben mir baut. Oder ich baue neben ihm. Er hat den Durchblick und die Connections, und regelt beide Bauten. Ich zahle die Rechnungen und lass mich hin und wieder in Arbeitsklamotten blicken. Das schickt sich für einen echten Bauherren! Und nun zum Bauvorhaben:

Montag, 07.11.2005
Da hinten sind die Grundstücke – noch in unberührter, naturbelassener Form einer ganz gewöhnlichen Wiese.


Dienstag, 08.11.2005
Ab hier war's dahin mit der Idylle: Da buddelt schon Etiennes Bagger die Stellen frei, wo später die Bodenplatten kommen sollen.


Mittwoch, 09.11.2005
Die überschüssige Erde durften wir auf Nachbars Grundstück kippen. Das ersparte uns unnötige Entsorgungskosten. Von wegen "Erd-Reich"...


Donnerstag, 10.11.2005
Hier kommt jede Menge Schotter – die so genannte Frostschürze für die Bodenplatte. Hammer, was alles unter so einem Haus steckt.


Nebel! Naja, November ist nicht gerade der typische Baumonat. Aber Etienne scheint's nicht zu berühren. Der baggert und baggert von morgens bis abends und am Wochenende war er auch dabei.


Der Vermesser zeigt sich wieder auf dem Schlachtfeld und setzt der Bauwut die amtlichen Grenzen.


Samstag, 12.11.2005
Da isser, der Gute: Hat kurz seinen Bagger verlassen um die Rohre, die später einbetoniert werden, richtig zu platzieren.


Und da ist sie beinah fertig: Die bescheuerte Verschalung für die Bodenplatte. Das Bauunternehmen, welches diese Arbeit verrichten sollte, hat sich in letzter Minute wegen zu hohen Preises disqualifiziert. Also mussten wir selbst Hand anlegen. Und Fuß und alles was uns an der Unnterseite des Halses angewachsen ist. Ich frage mich, ob das Wucherangebot nicht doch ein Schnäppchen für diese Sträflingsarbeit war ...


Montag, 14.11.2005
Irgendwie ist es dann immer das selbe. Wenn man voll gestresst, ausgepowert und unter Zeitdruck steht, dann fehlt nur noch eines: Dass Post vom Finanzamt im Briefkasten steckt, oder dass ein Zeuge Jehova vor der Türe steht und seelenruhig ein Gespräch anbietet, oder wenn's nicht ganz so schlimm ist, gibt's nur Blechschaden am Auto. Ich hatte "Glück" ... Mitten in diesem Stress hat eine unachtsame Verkehrsteilnehmerin in früher Morgenstunde, dem mir entgegenkommenden Fahrzeug die Vorfahrt streitig gemacht, welches nach einem geglückten Ausweichmanöver mein Auto im Stehen rammte und danach gegen den einzigen Baum weit und breit krachte.


Zurück zum Bau. Wo waren wir denn stehn geblieben? Ach ja, dann kam auch noch so ne Folie drunter. Die sollte verhindern, dass der Beton durchsickert oder so ...


Der Beton kam. Aber ohne Pumpe. Die steinige Schlacke durften wir freundlicherweise 25 cm hoch von Hand auf 2 x 100 qm Fläche verteilen (Andys und meine Bodenplatte) insgesammt nicht weniger als 48 cbm zähflüssiger Zementmatsche ...


Donnerstag, 17.11.2005
2,5 Tage hatte der Zement Zeit zum Verhärten. Danach rollten die Schwerlast-Transporter von OttoQuast mit den fertigen Poraform-Wänden. Beeindruckend, wirklich ...


Was hier so massiv aussieht ist in Wirklichkeit federleicht: Poraform ist nichts anderes als zu Kügelchen"geblähtes" Recycling-Glas das mit Zement in beliebige Wandformen gegossen und getrocknet wird. Das Ergebnis lässt sich wohnen: beste Wärme- und Schalldämmung und geringste Feuchtigkeitsaufnahme – die massive Fertigbauweise eben!


Der Rest war ein Kinderspiel: Wie Lego-Bausteine wurden die Fertigwände per Kranwagen auf eine Mörtelmasse in Waage gelegt.


Von Stützen fixiert, stand das Erdgeschoss innerhalb von 3 Stunden an Ort und Stelle. Jetzt konnte man endlich eine erstes Raumgefühl über die 1000 Mal überarbeiteten Grundrisse bekommen. Ein recht komisches Gefühl ...


Samstag, 19.11.2005
Bevor die Decke zubetoniert wird, müssen die Leitungen für die Deckenlampen gezogen werden. Und die buntadrigen Kabel, die Kreuzschaltungen, un wat nich alle. Wie gut, dass der Elektriker Ahnung davon hat – ich seh nur Kabelsalat und zitter wie ne Rüttelflasche bei 4° über Null ...


Donnerstag, 24.11.2005
Jetzt haben wir schon 0° und es wird immer kälter. Die Decke ist zubetoniert und bereits verhärtet – oder zugefroren. Wie auch immer, sie ist jedenfalls so fest, dass die Dachgeschoss-Elemente schon aufgestellt werden können. Und das geht zack-zack! Innerhalb von 5 Stunden standen beide DGs.


Gegen Mittag machten sich die Zimmermänner ans Werk. Als es dunkler wurde, sorgten Bauleuchten für weihnachtliche Stimmung. Dann fing es plötzlich an zu schneien, und die immer dicker werdende Schneedecke gab der Stimmung einen polaren Touch. Die Arbeit wurde somit kaltgestellt.


Jeder wünschte sich jetzt unter die heiße Dusche. Davon muss wohl auch der Kranwagen-Fahrer geträumt haben, als er seinen 65t-Koloss im Rückwärtsgang in den Graben setzte. Gorden schnallte mutig seinen Pick-up davor um ihn rauszuziehen – Haha, das war wie David in Windeln gegen Goliaths großen Bruder: Der Pick-up vergrub sich mit stinkendem Reifenrauch in den Schotter, während der Kranwagen völlig unbewegt da stand. Und dort stand er auch weitere drei Nächte ...


Freitag 25.11.2005
Schnee-he-Flöckchen, Matsch-Söckchen,
kommst urplötzlich reingeschneit,
aus'm Rohbau machst du'n Iglu,
glaubst für Späßchen hammer Zeit??

Es ist unfassbar, wie Wasser in seinem zartesten Aggregatzustand die Bauarbeit bis zum Stillstand hemmen kann. Nun denn – genießen wir einfach die Baupause und machen derweil den Schlitten wieder flott!


Mittwoch 7.12.2005
Seit drei Tagen balancieren die Zimmermänner wieder auf dem Dachstuhl. Damit sie überhaupt arbeiten können, haben Andy und ich vorher 6 Stunden lang Schnee aus den Rohbauten geschippt. Jetzt sind die Dächer dicht.


Mittwoch 14.12.2005
Klare Sache! Fenster und Haustüre sind endlich drin. Jetzt können Innenarbeiten verrichtet werden ohne dass die Zugluft einem den Hammer aus der Hand weht. Und im Hintergrund leuchten auch schon die drei neuen Straßenlaternen – ein wahrer Luxus für Müllenbacher Verhältnisse ...


23.12.2005
Ein paar Rigipsplatten an Metallprofile geschraubt, etwas Dämmwolle dahinter und schon verWANDelt sich der Rohbau zum eigentlichen Wohnraum. Es ist als ob sich die Grundrisse vom Papier in 3D generieren würden ... Danach rollte der Elektriker seine Kabelrollen kreuz und quer über Wand und Boden aus und schuf ein modernes Netz(Kunst)werk das nur Elektriker verstehen. Für Elektro-Kunstbanausen wie mich, sorgen am Ende idiotensichere Schalter und Steckdosen für die nötige Spannung.


10.01.2006
Frischwasser, Warmwasser, Abwasser, Heizwasser, Regenwasser - Alles was später aus den Armaturen, den Klo-Spülungen und durch die Heizkörpern fließen soll, muss fachmännisch vom Installateur verrohrt werden.


27.01.2006
Über das Wasser- und Elektronetz welches über den Boden gewebt wurde, kommt eine hammermäßige Dämmung: Zuerst eine Teichfolie gegen Feuchtigkeit. Dann eine Lage Alubeschichtetes Styropor zur Wärmedämmung und noch mal ne Lage Styropor mit Folie drauf, für den Trittschall-Schutz. Seitlich von dem ganzen Styropor-Sandwich wird ein Schallschutz-Streifen an die Wand genagelt und alles zusammen mit Tesa verklebt. Eine undankbare Maloche - in Eigenleistung, versteht sich ...


30.01.05
Auf meine mühsam verlegte Fußbodendämmung, haben dann die Heizungsinstallateure die Schläuche für die Fußbodenheizung angetackert. Ich geb's zu, sie haben ein schönes Muster hingekriegt.


7.02.2006
Endlich war's soweit: Der Winter hatte uns 2 frostfreie Tage beschert, so dass wir Gas und Wasser angeschlossen bekamen. Danach kam der Estrich. Und mit ihm einige 1000 Liter Wasser in die Bude. In der tropischen Baufeuchte konnte sich die Schimmelzucht auf den Mittelfetten erst richtig entfalten - eine haarig-blühende Sporenpracht, wirklich ...

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??.03.2006
Irgendwann habe ich aufgehört weiter zu bloggen, da die Zeit meiner Eigenleistungen gekommen war. Mittlerweile haben wir schon März. Zwischendurch waren immer mal wieder Handwerker auf der Baustelle: Die Sanitärfritzen, die Energieversorger, der Tiefbauer, der Elektriker und noch einige andere. Hier ein motivierter Verputzer.


???.03.2006
Saubermachen, spachteln, bohren, verfugen, dreckmachen und wieder Saubermachen. Späte abend- und Nachtstunden waren angesagt. Gestrichen haben wir irgendwann auch noch. Dank fleißigen Händen ging das recht schnell. *kleks*


11.03.2006
Und die Böden mussten gelegt werden. Logo, denn aufm Estrich will keiner wohnen. Hier stand Harry mir bis spät nach Mitternacht zur Seite, bis die letzte Laminatdiele im Wohnzimmer gelegt war.

27.03.06
Und dann, *damatischefilmmusik* dann kam der lang erahnte Tag meiner Alpträume, der Tag der das Herz jedes Bauherren zm Stillstand bringt: DER UMZUGSTAG. Es ist der eine Tag der aufgesparten Kräfte, die beim ersten überladenen Karton aufgebraucht sind. Der Tag der die Zukunft in Gegenwart vergehen lässt. Der Tag vor der ersten Nacht in der Baustelle und dann der ernüchternde Morgen danach ... *Buähkotzspei*


13.04.2006
Und gleich danach bin ich um einige Jahre gealtert - so zumindest empfand ich's. Laut den Teelichter wurde ich aber nur 34.



Die Bauphase ließ Philip nicht ganz unberührt: Er entdeckte ziemlich bald den Berg Mutterboden vor dem Haus für sich. Den verwandelte er mal zu einem Piratenschiff, mal zu einer geheimen Schatzinsel oder einer unbezwingbaren Ritterburg. Bei so einem spannenden Matscheberg, war es kein Wunder, dass immer mehr Kinder aus der Nachbarschaft angezogen wurden. Philip hatte sein Spielparadies und wir unsere Ruhe bei der Arbeit ...

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05.05.2006
Allmählich kehrt der Alltag wieder ein. Es ist aber kein vertrauter Alltag - denn alles ist noch so neu und ungewohnt. Und nach all dem Stress, beginnen wir unser Eigenheim ein wenig zu genießen. Der Blick aus dem Bett auf den einsamen Baum auf der Wiese, beschert uns jeden Morgen ein neues, kleines Schauspiel ...



Es ist noch lange nicht alles fertig. Viele Winkel bieten noch ne Menge Heimwerker-Aufgaben die erledigt werden müssen. Aber kleine, schmückende Details machen uns das Wohnen in unserem nichtfertigen Haus wirklich angenehm. Jetzt sollte die Zeit des Jammerns vorbei sein. WIr beginnen dankbar zu sein, für alles was wir haben!